„Wir bauen nix mehr!“ … das ist einer der Sätze, der bei Pferdehaltung in Eigenregie oft gesagt wird, aber eigentlich nie zutrifft. Meine Frau sagt das jedes Mal, wenn eine Bauphase abgeschlossen ist. Sie ist sowieso ein Mensch, der gern seine Aufgaben erledigt, weil es ja dann fertig ist. Aber Fakt ist … es wird nie fertig! Besonders nicht, wenn aus den geplanten 2 Pferden (der passende Satz dazu ist dann: „Das ist jetzt aber das letzte“) irgendwie 4 Pferde werden. Also 3 Pferde und ein Muli.
Egal … jetzt sind es 4 und mit den 35m² Unterstand kommen die nicht klar. Sie sind zwar gern zusammen – aber bitte nicht zu dicht!
Es wurde beschlossen, den Stallbereich zu erweitern. Das heißt, eigentlich wollte mich meine Frau überzeugen, eine Seite unseres Schleppdaches vor dem vorhandenen Stall windgeschützt zu verkleiden. Aber das macht aus meiner Sicht keinen Sinn. Es würde eine Nische entstehen, die dann wahrscheinlich nicht mehr genutzt wird und es würde viel von der Rundumsicht nehmen, welche die Pferde gern im Blick haben. Also habe ich dann einfach mal beschlossen, den Stall zu erweitern und zwar mit einem, hier in der Gegend historisch gewachsenem und üblichen „Anbau“.
Hier in der Oberlausitz gibts einen ganz speziellen und einzigartigen Baustil – das „Umgebindehaus“. Ein Umgebindehaus besteht traditionell aus einem Massivteil, der meist aus Feldstein gemauert ist und in dem meisten Fällen als Stall genutzt wurde. Daran anschließend wurde die Blockstube gesetzt – ein aus einem Holzständerwerk und mit Rundbögen und Holzbohlen / behauenen Holzstämmen aufgebauter Bereich, dessen Fugen oft mit Lehmmörtel abgedichtet wurde. Über beides wurde als Geschoss ein Fachwerk gesetzt, dessen Ausfachungen entweder mit Lehmziegeln und Putz einen schönen Kontrast zum Gebälk ergibt oder dessen Fassade komplett mit Schiefer verkleidet wurde – auch mit verschiedenfarbigen Schiefern, um Muster an die Fassade zu bringen.
Diesen Stil will ich hier zumindest ansatzweise nachbauen und somit wird der Anbau ein Mischmasch aus Blockstube und Fachwerk. Den massiven Teil haben wir ja bereits gebaut.
Die Stallerweiterung wird um die 9,5 x 4,5 m groß und bekommt 3 große Ein- u. Ausgänge und ein Satteldach.
Die Fläche wird in etwa 42m² betragen. Sie bietet zusätzlichen Platz für 2 – 3 Pferde.
Dezemberupdate: Nachdem die Tiefbauarbeiten abgeschlossen wurden, trafen nach einer ziemlich langen Wartezeit dann auch die Zimmerer ein, um den Holzbau abzubinden und aufzustellen. Ja … hier wartet man sehr lang auf Handwerker. Es gibt einfach zu wenig Nachwuchs. Die letzten 20 Abgangsjahrgänge würden ja immer mehr in Richtung Akademiker getrimmt und obwohl die Folgen logisch und absehbar waren, fallen die einem jetzt so richtig auf die Füße! Aber na gut. Da kann sich wieder ein Lokalpolitiker für die Stärkung des Handwerks einsetzen. Irgendwas müssen die ja auch zu tun haben.
Egal … das Fachwerk steht und im Moment wird gerade das Dach eingedeckt.
Seht hier einige Fotos, die ich in den letzen beiden Wochen gemacht habe:
Update nach einigen Wochen:
Der Stall ist vorerst bezugsfertig. Im Grunde fehlt nun noch der Innen- und Außensputz samt weißer Kalkfarbe. Im Außenbereich kommt noch die Sockelverblendung aus Naturschiefer dran. Das sind Dinge, die man in Ruhe im kommenden Frühjahr machen kann.
Bis dahin gibts noch einige Fotos…
Hallo zusammen, schön Euch gefunden zu haben. Ich stöbere immer gerne in anderen „Ställen“ und muss sagen: Der Eure ist besonders schön gestaltet und ausgeführt.
Was für ein Privileg, so etwas überhaupt von der Gemeinde bewilligt zu bekommen!
Aber auch Eure Ideen der Gestaltung – auch der rein optischen gefallen mir sehr gut. Wirklich: So einen schicken Stall findet man seltenst!
Vielen Dank Annette! Ja wir sind auch sehr froh, dass wir direkt am Haus bauen durften. Ich hoffe, das macht Schule und es entstehen weitere kleine Anlagen wie unsere. Den Pferden gefällt es ausgezeichnet! 😀
Beste Grüße – Jörg