Pseudonarkolepsie – wenn Pferde nicht schlafen wollen!

So sollte es sein – ist es aber oft nicht!

In letzter Zeit ließt man oft von ihr – der Pseudonarkolepsie bei Pferden, umgangssprachlich oft nur Narkolepsie oder simpel Schlafmangel genannt. Gerade in Offenställen ist das immer wieder ein Thema. Doch was ist das eigentlich genau? Woher kommt es? Schadet es? Kann man Abhilfe schaffen? Darum gehts in diesem Artikel, denn auch uns hatte dieses Thema lange und intensiv im Griff!

Pseudonarkolepsie? Was soll das sein?

Zunächst will ich kurz erklären, was die Pseudonarkolepsie ist und wie man sie bemerkt. Pseusonarkolepsie ist, wie das „Pseudo“ im Namen schon vermuten lässt, keine Narkolepsie, welche sich durch eine Störung der Schlaf- / Wachregulation im zentralen Nervensystem durch plötzliche Einschlafanfälle bemerkbar macht, obwohl das Pferd normal immer munter und gut gelaunt ist. Narkolepsie kann es beim Pferd auch geben, aber die ist im Gegensatz zur Pseusonarkolepsie extremst selten. Pseudonarkolepsie ist ein Symptom eines Schlafmangels, bei der das Pferd durch tagelanges Wachsein einfach erschöpfungsbedingt einschläft. Man kann von einer Übermüdung sprechen. Beim Menschen ähnlich ist der Sekundenschlaf. Pferde mit dieser Störung sind eigentlich so gut wie immer müde, abgeschlagen, manchmal aggressiv und schlecht gelaunt. Sie haben hin und wieder Verletzungen an den Karpalgelenken und / oder den Sprunggelenken und oft auch am Kopf / Unterkiefer, was alles durch plötzliches erschöpfungsbedingtes zusammensacken des Pferdes hervorgerufen werden kann. Die Pseudonarkolepsie ist keine Krankheit, die mit Medikamenten behandelt werden kann, sie ist Symptom einer Verhaltensstörung beim Pferd, ausgelöst beispielsweise durch seelische Unausgeglichenheit, Unsicherheit, Stress, Traumata usw.

Diagnose der Pseudonarkolepsie

Normalerweise bin ich persönlich recht zurückhaltend mit der Empfehlung, Krankheiten oder Störungen in Eigenregie zu bestimmen, aber im Fall der Pseudonarkolepsie ist das relativ sicher für jeden, der einigermaßen einen Blick für Pferde hat möglich und zudem ist diese Störung noch nicht sehr lang ein Thema – wird also von Tierärzten relativ selten diagnostiziert. Das ist aber auch darin begründet, dass man zur Diagnose eine sehr lange Beobachtungsphase einplanen sollte, um die Störung sicher zu bestimmen und andere Einflüsse sicher auszuschließen. Schließlich kann schlechte Laune auch anders begründet sein (Wetterwechsel) und eine Verletzung auch beim toben mit den Weidekumpels passieren. Deshalb empfiehlt es sich, eine oder besser gleich mehrere Kameras laufen zu lassen und sich das Filmmaterial genau anzusehen, sowie die Pferde und deren Tätigkeiten auch in real oft und lange zu beobachten, sollte der Verdacht auf Pseudonarkolepsie bestehen.

Anzeichen für eine Pseudonarkolepsie

  • Pferd taumelt und knickt mit den Vorderbeinen ein (Achtung, kann auch Vergiftungssymptom sein!)
  • Pferd ist allgemein müde, zusammengefallen, trägt sich nicht gut selbst (Achtung, kann auch Vergiftungssymptom sein!)
  • Pferd hat Verletzungen an Karpalgelenken, Sprunggelenken, Kopf – oft auch gleichzeitig
  • Pferd ist oft aufgeregt, reagiert übermäßig nervös oder ängstlich auf Geräusche, ist so gut wie immer unausgeglichen (Achtung, kann auch Vergiftungssymptom sein!)
  • Pferd wird nie liegend angetroffen oder auf Filmaufnahmen gesehen

Das sind wahrscheinlich nicht alle möglichen Anzeichen, aber zumindest die, welche wir selbst erlebt haben und zwar in Kombination. Sofern man dies alles beobachtet und insbesondere Vergiftungen und Schmerzen ausschließen kann – also der Bewegungsapparat so funktioniert, dass das Pferd zumindest körperlich in der Lage ist, sich abzulegen, dann hat man es relativ sicher mit einer Pseudonarkolepsie zu tun.

Ein Videoausschnitt – klickt auf das Video, um es zu starten

Pseudonarkolespie – besonders oft in Offenställen?

Ich wage zu behaupten – Jain! 😉 Natürlich kann und wird es in vielen Fällen sein, dass ein Pferd, welches in einen Offenstall wechselt und dieses Problem dann dort auffällig wird, möglicherweise ein wenig damit überfordert ist, jetzt mit weniger / mehr – und / oder anderen Pferden zusammen sein zu müssen. Gleichzeitig fehlt die über die Jahre lieb gewonnene Boxenwand, durch die es zu keinen Konflikten durch den nicht vorhandenen Kontakt mit anderen Pferden kam. Selbst wenn es auf der Weide Konflikte zu lösen gab, hatte Pferd zumindest nachts Ruhe. Das ist nun weg. Was jetzt genau der Auslöser ist, wird sich nie genau feststellen lassen. Es liegt am Pferd und dessen Geschichte und Prägung durch den oder die Besitzer, wie es mit aktuellen Veränderungen umgehen kann. Andererseits kann es natürlich auch sein, dass Pseudonarkolepsie vorher im Boxenstall nie aufgefallen ist, weil man als Besitzer mit vielleicht 3h Kontakt zum Pferd in der Woche viel weniger Zeit hatte, um eines der Symptome zu sehen. Wie schon geschrieben – eine Verletzung kann auch durch Rangeleien auf der Weide kommen und ein müdes Pferd braucht vielleicht nur eine Schippe mehr Hafer … als Selbstversorger sieht man über kurz oder lang einiges mit ganz ganz anderen Augen!

Pseudonarkolepsie – worin ist diese Störung begründet?

Das ist schwierig zu beantworten. Dummerweise können uns die Pferde nicht einfach sagen, was ihnen auf die Nerven geht. In unserem Fall war es höchstwahrscheinlich durch ganz viele verschiedene gleichzeitige oder kurz aufeinanderfolgende Dinge zu dieser Störung gekommen. Unser Gitano ist ein Pferd aus Andalusien und sollte geschlachtet werden. Wir haben ihn quasi von der Rampe des LKW herunter gekauft. Von dort ging er in einen Stall, in dem er erstmal wieder aufgefüttert wurde, denn er war in sehr schlechter Verfassung – stand beim Vorbesitzer wohl in einer Garage im eigenen Dreck, hatte nichts zu fressen oder zu saufen und war übersäht von Narben.

Ca. 5 Monate später kam er dann per Transport LKW von Andalusien zu uns in den Stall, in welchem wir bereits Cliff, das Welsh Pony eingestellt hatten. Dort wurde er von Beschlag auf barhuf gestellt (was ihm anfangs große Schmerzen bereitet hatte) und zudem vom Tierarzt ein alter nie richtig verheilter Kieferbruch festgestellt. Dazu hatte er eine Verdickung am rechten Knie (kein Problem) und eine Verdickung am linken Karpalgelenk (auch kein Problem, konnte er alles gut bewegen). Diese 3 Sachen ließen uns raten, dass er auf jeden Fall einen schweren Sturz gehabt haben musste, wie auch immer es dazu kam. Zusammen mit den Narben auf der Nase und den Flanken kann man sich eine Geschichte dazu denken, aber möglicherweise war es auch einfach nur ein Unfall.

Den Unterkiefer mussten wir operieren lassen, er war im Bereich eines Backenzahns an einer besonders dünnen Stelle durchgebrochen und der Zahn ungünstig locker eingewachsen – also rauf mit diesem Nervenbündel auf den Anhänger und ab in die Klinik. Das fahren im Hänger war für ihn die reinste Tortur. Das anschließende tägliche Behandeln der OP-Wunde ließ er aber trotz Schmerzen tapfer über sich ergehen.

Gegen die Schmerzen beim barhuf laufen besorgten wir gute Hufschuhe. Beim Umgang mit ihm hat man relativ schnell bemerkt, dass er so gut wie nix kannte. Gullideckel? Fensterscheibe? Autos? Mopeds? Alles war neu und sehr gruselig.

Einige Zeit später war dann ja unser eigener Offenstall bezugsfertig und dort schlief er dann nicht mehr. Doch warum? Ich kann nur sagen – das Fass war für ihn einfach übergelaufen. Zu all dem, was er schon erlebt hatte, ständige Besitzerwechsel, Vernachlässigung, Transporte in LKW, Schmerzen, Operationen, lauter neues Zeugs, musste er nun schon wieder umziehen und stand plötzlich mit Cliff allein hinter irgend einem Haus an einem gruseligen Wald, aus dem ständig irgendwelche Geräusche kamen und keine Box mehr ist, an die er sich irgendwie doch gewöhnt hatte. Das ist für ein Herdentier, welches ja genetisch bedingt auf einen gewissen Grad an Kontinuität angewiesen ist, einfach zu heftig gewesen. Jetzt war auch die Stallnachbarin nicht mehr da, die er zwar immer angemault hatte, aber die offenbar auch ein gutes Stück Sicherheit vermittelt hat.

Pseudonarkolepsie – wie wir sie besiegt haben!

Ich habe in verschiedenen Berichten sehr oft von einer jahrelangen Tortur der Pferde mit diesem Problem gelesen. Im Prinzip war es auch bei uns nicht anders. Es dauert lang, besonders wenn man keine Erfahrung mit der Situation hat, aus diesem Teufelskreis wieder auszubrechen. Nachdem Gitano also seit mehr als einem Jahr mit diesem Problem zu kämpfen hatte und wir schon alle vielversprechend klingenden Hausmittelchen, Veranstaltungen, Trainer erfolglos ausprobiert hatten, gerieten wir durch Zufall mit jemanden in Kontakt, der zwar nicht gezielt diese Störung behandelt, aber durch dessen Wirken sich das Problem „nebenbei“ gelöst hatte. Das Rezept zum Erfolg heißt, dem Pferd wieder Mut und Selbstbewusstsein zu geben und vor allen Dingen dem Menschen die Möglichkeit zu zeigen, sein Pferd wirklich zu verstehen und mit ihm kommunizieren zu können. Meine Frau wollte natürlich auch irgendwann mal wieder auf ihrem schönen Spanier sitzen und so holten wir uns Hilfe von einem der leider sehr rar gewordenen Leute, die Pferde wirklich verstehen können. Nur damit wir uns richtig verstehen – es gibt in Deutschland vielleicht noch ein oder zwei Handvoll Menschen, die tatsächlich wissen, was sie tun. Diese ganzen stockschwingenden, überdominanten „Horsemen“, die wie Pilze aus dem nassen Boden schießen, gehören nicht dazu!

Am Morgen nach dem Frühstück erstmal chillen … das gefällt Gitano nun richtig gut!

Durch kurze Trainingseinheiten mit Pferd und Frau, die darauf abzielen, dass der Mensch das Pferd lesen lernt und ihm die entsprechend passenden Hilfestellungen gibt, ist Gitano nach einem Jahr nun endlich wieder dauerhaft ausgeglichen und hat jede Menge neuen Mut. Sein Gesichtsausdruck ist nun überwiegend freundlich, wenn er raus zum Grasen möchte, hat er fast sowas wie einen Hundeblick drauf 😉
Manchmal will er ein bisschen zu heftig spielen oder ein wenig stänkern, aber er ist wie ein anderes Pferd (also wieder er selbst) geworden, voller Freude und mit lauter dummen Ideen, die er alle ausprobieren muss. Diese innere Ausgeglichenheit hat gleichzeitig die Schlafstörungen beseitigt. Seit etwa einem halben Jahr sehen wir ihn nun immer täglich wieder liegen, auch tagsüber immer wieder mal im Schatten oder der Sonne chillen.

Was ist also das Rezept? Sicherheit! Leichtigkeit! Die Tiere wollen ich sicher und unbeschwert fühlen. Wenn es zu viele Veränderungen innerhalb kurzer Zeit gibt, wenn sie traumatische Erfahrungen durch Besitzer, Vorbesitzer, Unfälle, Verletzungen, falsches Training haben, dann muss man zusehen, dass sie den Spaß am Leben wieder für sich entdecken können und das funktioniert mit ganz kleinen Übungen, die sie nicht überlasten und an denen sie wachsen und Erfolg haben können und vor allem durch die Sicherheit, die sie von ihrem Menschen vermittelt bekommen. Das ist überhaupt das Wichtigste, denke ich – und gleichzeitig das schwierigste Thema. Denn wenn man nicht so richtig weiß, wo jetzt eigentlich konkret die Ursache für diese Störung liegt und wie man sie überwinden kann, dann strahlt man automatisch Unruhe und Unsicherheit aus. Und das ist genau das, was ein Pferd in einer solchen Situation nicht braucht – nämlich noch mehr Unsicherheit. Es braucht einen „Rahmen“, in dem es sich bewegen kann und gleichzeitig beschützt fühlt – im übertragenen Sinn.

Linkliste zu anderen Berichten:

Wenn Ihr Fragen habt, oder Eure Geschichte zu diesem Thema erzählen wollt, dann nutzt gern das Kontaktformular oder schreibt einfach hier unten in die Kommentare. Viele Grüße – Jörg

15 Antworten auf „Pseudonarkolepsie – wenn Pferde nicht schlafen wollen!“

  1. Ich habe einen 26 Jahre alte Stute die ebenfalls an Schlafmangel leidet. Sie befindet sich seit 7 Jahren in „Rente“ in einem kleinen Stall den meine Freundin betreibt. Romina, meine Stute steht von Anfang an in der gleichen Box. Es hat sich weder am Futter noch an den Stallgegebenheiten etwas geändert. Es ist gewährleistet dass Sie in der Früh und am Abend in Ruhe in der Box Ihre Ration zu fressen hat. Der Stall ist sauber und hell. Die Box ist 16 m2 groß und immer reichlich, sauber und trocken eingestreut. Es ist für alles gesorgt, im Sommer gehen die Pferde sogar mit Fliegendecken und Hauben auf die Koppel um Stress zu vermeiden. Ansonsten sind die Pferde 12 Stunden am Tag im Freien. Die Gruppe umfasst 6 Pferde. Alle verstehen sich gut, es gibt keine Unruhe und es gab in der Zusammenstellung seit 2 Jahren keine Änderungen. Romina befindet sich im mittleren Rang mal an Position 3 oder 4.
    Die Probleme haben etwa vor gut einem Jahr angefangen. Typische Verletzungen an den Gelenken und am Kopf von den Zusammenbrüchen die sie erleidet. Bevor sie zu Boden fällt wacht sie früher oder später auf und rappelt sich wieder hoch. Genau wie im Video. Krankheiten oder Schmerzen können ausgeschlossen werden. Es wurde umfangreich vom Tierarzt geprüft. Zähne, großes Blutbild, Lahmheitsuntersuchung etc. Als einziges wurde ein Herzgeräusch auf der linken Seite gefunden das allerdings schon seit Jahren unverändert ist.
    Auffällig ist dass sie früher in der Nacht immer gelegen ist und dies nun seit 1 Jahr viel weniger tut. Sie liegt noch, aber eher selten. Katja und ich haben schon alles versucht, Beruhigungsmittel am Abend für besseren Schlaf, Energie am Morgen damit sie besser durchhält. Sie wird auch 3-4 Mal pro Woche von uns bespaßt…Longieren…Spazieren gehen…kleine Ausritte etc. damit sie nicht das Gefühl hat zum alten Eisen zu gehören. Zum Glück sieht sie für ihr Alter sehr gut und rund aus, doch in letzter Zeit hat sie doch tatsächlich etwas abgebaut. Außenstehende sagen dass sie gut da steht, doch Katja und mir fällt auf dass sich über den Augen Kuhlen gebildet haben die nicht da waren und auch an der Hinterhand verliert sie Substanz.
    Leider wissen wir nicht mehr weiter, da auch durch die teilweise Boxenhaltung eigentlich die Ruhe gewährleistet ist die sie braucht um zu Schlafen. Der Stall ist nachts verschlossen und die Pferde stehen immer gleich. Am Nachbar hat sich nichts verändert.
    Haben Sie noch einen Tipp den ich versuchen könnte? Für eine Antwort wäre ich Ihnen sehr dankbar!

    Viele liebe Grüße

    Natalie

    1. Hallo Natalie,
      wenn Du schreibst, dass sie über den Augen einfällt, dann würde ich Schmerz noch nicht ganz ausschließen. Bin kein Tierarzt, aber diese Kuhlen nennen wir hier „Kummerlöcher“. Sie zeigen Stress oder Schmerzen an. Es kann natürlich sein, dass sie durch den Schlafmangel entstanden sind. Schlafmangel ist enorm stressig. Aber vielleicht zwickt es ja doch irgendwo? Eine zweite Meinung kann evtl. Licht ins Dunkle bringen.
      Wenn sie Herzprobleme hat oder Kreislaufprobleme, dann kann sich das auch auf den Schlaf auswirken. Ich weiß von einer Facebook-Gruppe, in der ich vor einiger Zeit aktiv war, dass einige ihren Pferden kreislauffördernde Mittel verabreicht haben. Gute Ergebnisse wurden mit Weißdorn erzielt. Das gibts als Trockenkräuter oder auch als Flüssig-Auszug.
      Bei einigen hat es geholfen, bei anderen nicht.
      Wenn psychische Dinge auszuschließen sind – und das klingt ja so – dann kann es ja fast nur noch irgend etwas körperliches sein.
      Kannst Du sie auf Kommando ablegen lassen? Wenn das geht, dann ist zumindest ziemlich sicher in Richtung Knochen, Sehnen und Gelenken alles okay.
      Ich schreib Dir mal noch eine Mail.
      Viele Grüße und alles Gute … Jörg

  2. Ich habe einen 23jährigen volblutwallach. Er steht 6-18 uhr auf der weide/ nachts in der Box.
    Wir hatten keinen Stallwechsel, stehen schon 12 jahre im gleichen Stall. Es gab kleine Veränderungen in der Herde(2 pferde sind altersbedingt 1 im januar und 1 ende April eingeschläfert worden). Die herde hat sich dadurch nur verkleinert.

    Leider schläft er nachts nicht mehr und ist übermüdet. Er hatte Anfang Mai einen Sturz der vermutlich durch die Übermüdung passierte. Nachdem sturz lag er nachts schon noch und irgendwann nach ca 3 Wochen hat er sich nicht mehr hingelegt. Wälzen auf der Kopel macht er nach wie vor.
    Auch was untypisch für ihn ist das er im unterstand steht als mit den anderen auf der koppel.
    Seit 2Wochen bekommt er Schmerzmittel es wurde durch Beugeproben eine Schmerzstelle hinten rechts durch Tierarzt festgestellt. Seitdem marschiert er u tobt auch auf der Koppel.
    Seit Montag wird er nachts videoüberwacht. Er wirkt sehr unruhig in der Zeit 0.00- 5.00uhr. Ruht immer wieder mal u läuft/marschiert in der Box umher. Gestern nacht is er vor übermüdung fast wieder zusammengesagt.
    Bin auch regelmäßig im Austausch mit meiner Tierärztin.
    Ich bin etwas ratlos. Weis grade nicht wie ich ihm helfen kann.

    1. Hallo Steffi,
      tut mir leid, dass Ihr Pferde verloren habt! Möglicherweise reagiert Dein Wallach auf den Verlust der beiden Herdenmitglieder.
      Herde ist überlebenswichtig, deswegen reagieren viele Pferde recht heftig, wenn sich da irgendetwas ändert. Vielleicht waren die beiden Pferde für Eure Herde oder speziell Dein Pferd besonders wichtig?
      Viele Grüße – Jörg

  3. Hallo Jörg,
    mein Pferd hat leider auch eine Pseudonarkolepsie entwickelt. Er musste nach einem Umzug in eine Zweiergruppe die Chefrolle übernehmen und kam damit leider überhaupt nicht klar. Nach einem erneuten Umzug in eine größere Herde hat er diese Störung leider immer noch.
    Welche Übungen haben bei euch geholfen, kann man den Trainer kontaktieren?
    Liebe Grüße
    Carola

    1. Hallo Carola …
      Bitte entschuldige die späte Antwort … ich hab die Nachricht übersehen.
      Wie immer vorab – ich bin kein Experte in der Sache. Man kann sicherlich von den Dingen, die wir beobachtet haben nicht auf jedes andere Pferd schließen und nicht die gleichen Aktionen auf jedes andere Pferd anwenden. Wenn sich jedoch nach Abklärung aller möglichen anderen Gründe heraus stellt, dass das Pferd eine seelische Störung hat, dann muss man versuchen, die zu beseitigen. Eine größere Gruppe ist schon einmal gut. Aber auch hier darf man keine sofortigen Wunder erwarten. Für ein Pferd sind die Artgenossen um es herum überlebensnotwendig. Bei neuen Artgenossen muss sich erst so viel Vertrauen entwickeln, dass es sich auf die anderen Pferde verlässt. Das geht je nach Gemütszustand schneller oder langsamer.
      Bei unserem Gitano hat es in seiner kleinen 2er Gruppe damals geholfen, dass Mandy einfach sehr oft bei ihm war und immer in diversen Übungen seine Aufmerksamkeit verlangt hat. Ab dem Zeitpunkt, als er sich konzentrieren musste, konnte er natürlich nicht gleichzeitig die Umgebung abchecken und es hat ihn einfach auf andere Gedanken gebracht. Er schien danach immer sehr zufrieden und auch ein wenig dankbar, dass mal ein wenig Abwechslung im Kopf war.
      Nun ist er ja – hin wie her – ein traumatisiertes Pferd. Dazu konnte er damals nicht „gebrochen“ werden, was ja schließlich dazu geführt hat, dass er am Ende „nutzlos“ war und weg sollte. Das macht die ganze Sache natürlich recht komplex und die Pseudonarkolepsie war nur eine von unzähligen Verhaltensauffälligkeiten, die er hatte und teilweise immer noch hat.
      Grundsätzlich muss man aber als Mensch zuerst komplett selbstsicher und ruhig solchen Pferden gegenüber treten. Nicht schlafen können aus seelischen Gründen bedeutet, dass sie entweder trauern oder / und sich komplett unsicher mit ihrer Situation sind. Strahlt man selbst Unsicherheit aus, bestätigt man ihre Unsicherheit! Strahlt man hingegen Sicherheit aus, dann kann es sein, dass sich sich etwas am Menschen orientieren und letztendlich später mal in unübersichtlichen Situationen sogar die Sicherheit beim Menschen suchen.
      Das ist aber ein langer Prozess – man muss selbst viel Zeit investieren, viel beobachten, die richtigen Schlüsse ziehen, auf seine Intuition und Gefühle hören und sich nicht beirren lassen. Das letzte ist sehr wichtig! Man darf sich nicht beirren oder verunsichern lassen. Gerade in Ställen mit mehreren anderen Einstellern kann es natürlich vorkommen, dass man unheimlich viel Input von Leuten bekommt, die in so einer Situation noch nicht waren. Das ist kontraproduktiv. Es wäre wünschenswert, wenn die Leute einfach zugeben, dass sie in der Situation mangels Erfahrung nicht helfen können. Man kann sich als Beobachter natürlich da rein arbeiten und Input aus einer anderen Perspektive geben – aber dazu muss man eben erst einmal beobachten, um sich ein Bild zu machen.
      Also um es auf den Punkt zu bringen – es ist eine wirklich nervenaufreibende Störung. Sie lässt sich beseitigen, aber es gibt kein Patentrezept. Es spielen viele äußere Bedingungen mit rein und man muss auf irgendeine Art versuchen, die Sorgen des Pferdes zu erkennen. Wichtig ist eine positive Stimmung. Lässt man sich von dieser Störung herunterziehen, bestätigt und verstärkt sie sich.
      Uns hat Henry Sandkuhle sehr im Umgang mit Pferden geholfen. Er hat eine sehr ausgeprägte Gabe, Stimmungen und Gefühle, die sich immer schlecht in Worte fassen lassen, in Worte zu fassen. Dadurch kann man die Situation besser reflektieren und bekommt überhaupt erst einmal einen klaren Blick darauf. Er kann auch sehr gut erklären, was er gerade mit dem Pferd macht, oder was er beobachtet oder warum er wie reagiert und zwar genau in der Situation oder kurz danach. Das macht seine Handlungen sehr verständlich, denn manchmal sieht man einfach „nichts“, obwohl in dem Moment viel passiert.
      Alles Gute und viele Grüße – Jörg

    2. Sorry Carola … ganz vergessen:
      https://www.henrysandkuhle.com/ … schreib ihm einfach. Ich kann Dir jetzt schon sagen, dass es keine günstige Geschichte wird, aber andererseits ist es ein „Einzeltraining“ und es war auch der einzige Weg, der in unserem Fall geholfen hat.
      Wenn ich mit diesen ganzen bekannten, teilweise ikonisch wirkenden Pferdetrainern vergleiche, die ich teilweise auch schon selbst erlebt habe … alle gehen in ihrer Methodik von Pferden aus, die „funktionieren“. Bekommen sie mal ein Pferd mit einem wirklich dicken Seelenleiden vor die Gerte, dann sind sie auch recht schnell mit ihren Möglichkeiten am Ende oder die Methoden, die sie anwenden funktionieren für den Moment, aber nicht nachhaltig. Man muss da sehr aufpassen, nicht auf diese Effekthascherei hereinzufallen. Jeglicher massive Druck, jedes Dominanzgetue löst das Problem nicht, sondern kann es sogar verstärken.
      Wir müssen uns immer vor Augen halten, dass die Pferde allein und ohne Menschen in ihrer natürlichen Umgebung sehr gut klar kommen. Dem Pferde also zeigen zu wollen, „wo es lang geht“, ist ein komplett falscher Ansatz.

  4. Zum Thema Pseudonarkolepsi… Wir haben eine schon immer recht nervöse, dominante fast 27 jährige Araberstute, die seit gut 12 Jahren bei uns am Haus steht. Ich blicke von meinem Wohnzimmer auf die Koppel. Sie ist ein Rehe und Kolik anfälliges Pony mit Borreliose. Daher habe ich sie schon immer mit Adleraugen beobachtet. Vor ca. 4 Jahren, als ich dachte, ihr einen Gefallen zu tun, habe ich die Haltung von nachts Box, tagsüber Weide auf Offenstallweide geändert. Sie stand immer mit dem gleichen Kumpel zusammen. Sie konnten tagsüber wie nachts in eine eingestreute Box mit 2 Ein oder Ausgängen mit zusätzlichem überdachten Paddok, oder aber auf die direkt anliegende Weide. Anfangs ist mir nichts aufgefallen. Als mir dann so nach ca. einem halben bis 3/4 Jahr auffiel, das sie so müde ist, das sie beinahe umfällt, ist mir klar geworden dass da etwas nicht stimmt. Ich habe mir das eine Zeit lang angesehen, bis mir klar wurde, daß ich wieder nachts einstallen muß. Seitdem steht sie nachts wieder in der Box, hat sich aber nie!!! Wieder abgelegt. Sie ist sehr übellaunig, sehr müde und ohne ersichtlichen Grund manchmal ( Gott sei Dank selten) nachts unheimlich unruhig, dann auch panisch. Dieses stolze, vor Leben strotzende Pferd ist nur noch ein Schatten ihrer selbst. Sie wälzt sich in der Box und auch draußen. Schläft aber nie wirklich. Ich denke, das sie wirklich an ihrer Grenze angelangt ist.

  5. Hallo,

    mich würde interessieren, ob die Schlafprobleme inzwischen erneut aufgetreten sind oder noch immer fern bleiben.
    Lieben Dank im Voraus.

    Gruß Daniela

    1. Hallo Daniela…
      Nein es ist alles gut. Gitano schläft regelmäßig und ist auch ausgeruht. Er hat sich ziemlich stark verändert, ist ruhiger, lässt sich jetzt auch von mir immer streicheln, brummelt mich auch an. Das war bislang immer Mandy vorbehalten. Er ist jetzt mehr an Menschen interessiert und ist ein richtig liebes, sanftes Pferdchen geworden.
      Viele Grüße Jörg

  6. Hallo
    Ich habe mein Pferd als 3 jährigen zu mir geholt heute ist er 23. Ich bin täglich bei ihm. Er wird ärztlich immer durchgecheckt, da er sehr sensibel ist.
    Aktivstall klappte überhaupt nicht weil er so rangniedrig ist. Jetzt steht er in einer Paddock Box und kommt täglich raus. Er hat Arthrose und sicherlich auch bei feuchtem Wetter Schmerzen
    Ich gebe ihm auch für Arthrose Mineralien. Aber immer wenn ich in den Urlaub fahre hat er am 2 oder 3ten Tag Verletzungen an beiden Vorderbeinen.
    Früher habe ich ihn immer mitgenommen das geht aber nicht mehr. Was würde ihr mir raten?

    1. Hach Ute!
      Das ist ein schweres Los. Wir haben die Geschichte auf zwei Ponys verteilt. Der Eine schlief im stehen ein, der andere hat Arthrose. Beiden geht es gut. Ich weiß ja nicht, wo Dein Pferd seine Beschwerden hat, aber kann es sein, dass es sich arthrosebedingt schlecht hinlegen kann? Als unserer seine Schübe hatte, ließ er sich dann irgendwann seitlich umfallen, weil er anders nicht mehr zum liegen kam. Mit viel Bewegung (Paddocktrail) und einer Gruppe, die ihn bewegt, aber auch seine Ruhe lässt, haben sich die Schmerzsymptome wieder stark zurück entwickelt.
      Das beste wäre wahrscheinlich, wenn Dein Pferd bei anderen Oldies sein könnte. In einer ruhigen Gruppe, in der es ruhige Abläufe gibt. Ob das umsetzbar ist, kann ich nicht einschätzen.
      Viele Grüße – Jörg

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