Projekt – Heu in Selbstversorgung … die Laboranalysen

Wie im letzten Beitrag bereits angekündigt, wollte ich den optisch / haptisch guten Eindruck unseres ersten selbstgeernteten Heus natürlich auch per Analyse bestätigt wissen.
Ich nahm also mehrere Einzelproben aus den verschiedenen Chargen der Herstellung und eine Probe aus mehreren Ballen der letztjährig zugekauften Lieferung.
An unserem Heu interessierte mich, ob der Schnittzeitpunkt und die Witterung tatsächlich auch in der Analyse die Angaben aus der Fachliteratur spiegeln. Hat es einen Einfluss, ob frühmorgens oder am Nachmittag gemäht wird und spielt es eine Rolle, ob die Tage vor dem Schnitt sonnig waren oder nicht?

Weiterhin interessierte mich, ob die „feuchteren“ Ballen tatsächlich Sporen ansetzten. Ich suchte also den Ballen mit der größten Restfeuchte (habe 16% gemessen) und gab eine Probe für eine separate Analyse mit. Schon beim öffnen des Ballens staubte es leicht. Ich war mir relativ sicher, dass da Schimmel im Spiel war.
Aber seht selbst (am Smartphone vielleicht besser Querformat nutzen):

Analyse-WertProbe A
2022
Probe B
2023
Ch. 1
Probe C
2023
Ch. 2
16% RF
Probe D
2023
Ch. 2
12% RF
Richt-werte
Trockensubstanz (g/kg)858 / 1000885 / 1000861 / 1000870 / 1000860 – 960
Rohasche (g/kg)59 / 6959 / 6641 / 4739 / 45< 100
Rohprotein (g/kg)54 / 6363 / 7152 / 6051 / 5960 – 150
Rohfaser (g/kg)290 / 339325 / 368332 / 386294 / 338200 – 350
Rohfett (g/kg)12 / 1411 / 1216 / 1915 / 1815 – 25
Zucker (g/kg)128 / 149103 / 11774 / 86118 / 136< 80
Fruktane (g/kg)82,9 / 96,639,0 / 44,036,3 / 42,256,0 / 64,3< 80
Summe wasserlösliche Kohlenhydrate (g/kg)210,9 / 245,6142,0 / 161,0110,3 / 128,2174,0 / 200,3< 80
ADForm (g/kg)306 / 357343 / 387344 / 399307 / 353250 – 300
Calcium (g/kg)2,0 / 2,33,0 – 6,0
Phosphor (g/kg)2,1 / 2,32,5 – 3,5
Natrium (g/kg)0,29 / 0,330,5 – 1,5
Magnesium (g/kg)0,8 / 1,00 – 2
Kalium (g/kg)13,0 / 14,710 – 30
Kupfer (mg/kg)3,2 / 3,67 – 10
Zink (mg/kg)16,6 / 18,720 – 40
Mangan (mg/kg)57,8 / 65,350 – 110
Eisen (mg/kg)39,8 / 45,0200 – 800
Chlorid (g/kg)1,2 / 1,42,0 – 9,0
Schwefel (g/kg)1,0 / 1,12 – 4
Selen (mg/kg)0,02 – 0,15
pepsinunlösl. Rohprotein (% des RPr)55,650,157,764,9< 25
Proteinlöslichkeit (% des RPr)37,744,534,136,135 – 45
ND-unlösliches Reinprotein (g/kg)15 / 1819 / 2222 / 2619 / 2210 – 70
umsetzbare Energie Pferd (MJ)5,8 / 6,85,4 / 6,15,4 / 6,36,4 / 7,35,5 – 7,5
Praecaecal verdauliches Rohprotein Pferd (g/kg)35 / 4039 / 4526 / 3129 / 3340 – 120
produkttypische Schimmel- u. Schwärzepilze (KbE/g) /
Qualität 1 – 4
8000
(1)
< 500
(1)
< 500
(1)
< 500
(1)
<= 200k
verderbanzeigende Schimmelpilze (KbE/g) /
Qualität 1 – 4
13000
(1)
3000
(1)
14,5M
(4)
9000
(1)
<= 100k
verderbanzeigende Mucorales (KbE/g) /
Qualität 1 – 4
< 500
(1)
< 500
(1)
< 500
(1)
< 500
(1)
<= 5k
Hefen (KbE/g) /
Qualität 1 – 4
9000
(1)
4000
(1)
< 500
(1)
< 500
(1)
<= 150k
Bei zwei Werten ist der erste Wert die Angabe für die Objektsubstanz (ungetrocknete Probe) und der zweite Wert die Angabe für die Trockensubstanz

Was sehen wir in der Tabelle? Nun für mich in erster Line interessant sind die Dinge, die man ein klein wenig bis wenig beeinflussen kann, wie zum Beispiel der Gesamtzuckergehalt.
Ein Durchschnitt aus mehreren Proben des zugekauften 2022er Heus ergab einen wahnwitzig hohen Wert von 245g Zucker pro Kilogramm Heu (Trockensubstanz). Je nach Literatur sollte für Pferdefütterung ein Wert zwischen 8 – 12 % angestrebt werden. Hier in den Richtwerten ist der Gesamtzuckergehalt ebenfalls mit 8% angegeben. Aus meinen 3 Einzelproben (jeweils 1 – 2 Kleinballen geöffnet) ergaben sich Zuckerwerte zwischen 128g und 200g – also im Schnitt immer noch deutlich über den Empfehlungen.
Normal wollte ich per Analyse erkennen, inwieweit sich der Schnittzeitpunkt auf die Zuckerwerte auswirkt.
Probe B war aus 2 Ballen, die ich am 09. Juni nachmittags in praller Sonne bei vorangegangenen trockenen hellen Tagen geerntet habe. Dieser Schnittzeitpunkt ist lt. Literatur ungünstig, denn später Schnitt an sonnigen Tagen soll einen erhöhten Zuckerwert nach sich ziehen. Hier haben wir 161g Zucker in der Probe. Offenstallkonzepte fand in einem Test übrigens gegenteiliges heraus. Hier wurden die besseren Ergebnisse bei einem Schnitt am späten Nachmittag erreicht. Das bestätigte sich auch durch einen weiteren Test.
Proben C und D waren ganz frühmorgens nach bedeckten Tagen gemäht und zwar am 17.06. im Nieselregen. Ging nicht anders, denn die Wetterprognosen waren für die folgenden Tage richtig schlecht. Trotzdem ist der Zucker mit 128g bzw. 200g recht hoch. Immerhin waren einige Tage für Massewachstum da und das Wetter war eigentlich optimal für niedrige Zuckerwerte. Der Durchschnitt der 3 Proben (B, C und D) liegt bei 163g. Wie repräsentativ das für die gesamte Heuernte ist, kann ich nicht abschätzen. Immerhin ist der Zucker insgesamt etwas niedriger, als in der 22er Ernte aber insgesamt ist das Ergebnis für mich ernüchternd und lang nicht auf dem Level, das ich anstrebe.
Ich habe allerdings die Proben auch nicht lehrbuchmäßig genommen (zu wenige Kleinballen geöffnet und zu wenige Einzelproben pro Ballen), weshalb ich überlege, eine weitere Probe aus wirklich vielen Einzelproben verschiedener Ballen nachzuschicken. Denn hier gibts auf jeden Fall den Faktor „Fehlerhafte Probenahme“. Falls ich wirklich zufällig gerade Ballen mit hohem Anteil zuckerreicher Gräser erwischt habe, verfälscht das möglicherweise das Gesamtergebnis. Also nicht lang überlegen … ich schicke eine große Probe nach.

Bezüglich der microbiologischen Untersuchung hat sich mein optischer Eindruck beim öffnen des Ballens mit 16% Restfeuchte bestätigt! Das Futter ist verdorben und darf nicht mehr verfüttert werden. Traut also nicht nur Eurer Nase, sondern auch Euren Augen! Staubt es beim öffnen eines Ballens und der Staub ist superfein und bleibt relativ lang in der Luft, bevor er zu Boden sinkt, sind es wahrscheinlich Sporen. Also im Zweifelsfall lieber weg damit!

Update: Spurenelemente Probe B hinzugefügt… (Stand 19.10.2023).

Update: Die neue Heuanalyse kam die Woche rein. Ich habe die Proben aus 7 verschiedenen Ballen genommen und gut gemischt. Gesamtzucker aus dieser Probe liegt bei 18,4%, davon 5,8% Fructan. Wir werden jetzt eine Heumahlzeit durch Luzernepellets ersetzen. Dadurch kommen wir wenigstens ein kleines Stück von der Zucker-Tagesration herunter. (Stand 30.10.2023)

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