Einen guten Offenstall anzulegen ist eigentlich nicht schwierig. Im besten Fall nutzt man das vorhandene Stallgebäude, schafft einen Zugang zum Paddock Trail, reißt die Boxenwände heraus und ist fertig.
In der Tat gibt es recht wenige Dinge, auf die man achten sollte. Das „Wohnzimmer“ der Pferde sollte hell sein, mindestens zwei große Ein- / Ausgänge haben und ausreichend Fläche bieten, sodass sich die Pferde auch wirklich mit ausreichend Abstand zueinander zum schlafen ablegen können. Gefüttert wird bestenfalls draußen. So vermeidet man gleichzeitig, dass sich die Pferde immer nur im Stall aufhalten und dass die den Stall ständig voll kacken. Trennt man also die Bereiche fressen und schlafen, dann hat man automatisch weniger Arbeit.
Wir haben an unserem Gebäude ein Schleppdach vor den Eingängen angebracht. Hier stehen die Pferde auch bei gutem Wetter sehr gern mal im Schatten und dösen. Durch das Dach und die großen Kiesflächen vor den Eingängen, hat man im Stall kaum Eintrag von Schmutz und Dreck. Die Pferde laufen sich ihre Hufe weit vor dem Stall sauber.
Das Innere des Offenstalls ist einfach nur ein „großer“ offener Raum. Das „groß“ deshalb in Anführungszeichen, weil es natürlich auch immer noch größer geht. Der Raum hat nur etwa 35m². Das reicht, damit sich 2 Pferde ohne zickereien hinlegen. Romi schläft schon immer unter dem Schleppdach vor dem Stall. Ob er auch drinnen schlafen würde, wenn der Raum größer wäre, weiß ich nicht. Da er aber auch oft alleine oben an seinem Fleck liegt, während die anderen beiden unterwegs sind, gehe ich davon aus, dass er kein großes Interesse am Stall hat. Mit etwa 15 – 20m² pro Pferd liegt Ihr auf jeden Fall richtig. Manche Pferde brauchen weniger, manche etwas mehr. Die oft propagierten 9m² finde ich viel zu knapp.
Die Decke liegt irgendwo bei 2,80. Die Fenster habe ich selbst gebaut. Es sind geschweißte Stahlsprossenfenster – ähnlich denen, welche im letzten Jahrhundert gern in Stallgebäuden und Industriebauten eingesetzt wurden. Mir gefiel das Design und deshalb habe ich das übernommen. Von innen ist eine durchgehende Scheibe aus Plexiglas (Acrylglas) angeklebt. Verletzungen durch splitterndes Glas sind unmöglich.
Über den Stallboden habe ich mir sehr viele Gedanken gemacht. Ich war eigentlich der Meinung, solche Gummigranulatmatten (Fallschutzmatten) nutzen zu wollen. Aber irgendwie habe ich mir dann Szenarien von Schlamm und stinkigem Urin unter den Matten zurecht gesponnen und die Idee wieder verworfen. Die bereits gekauften Matten habe ich weiter veräußert. Wir haben uns für den Fußboden für geglätteten WU Beton entschieden. Als „Sockelleisten“ habe ich 30cm hohe Bodenfliesen aus dem Abverkauf angeklebt und die Fuge zwischen Boden und Fliesen mit Silikon verschlossen. Somit kann keine Flüssigkeit in die Wand ziehen.
Als Einstreu haben wir uns für Holzpellets entschieden. Seit knapp 2 Jahren liegt immer noch die erste Füllung im Stall. Es wurde nur immer nachgefüllt, was die Pferde nach außen geschleppt haben (besonders Romi nimmt da nach dem wälzen große Mengen mit). Wie gut sich diese Einstreu macht, könnt Ihr hier nachlesen: Projekt – Einstreu für den Pferdestall.
Im Stall und direkt vor dem Stall befinden sich jeweils eine beheizte Schwimmertränke. Die Tränke im Stall ist eigentlich immer leer und dafür vorgesehen, ein krankes, separiertes Pferd versorgen zu können. Dafür wäre dann auch ein Zugang direkt von der Scheune aus möglich, um auf ganz kurzem Weg Heu zu füttern. Eine Krankenbox kann man aus den bereitliegenden Stahlpanels innerhalb von 30 Minuten bauen.
Update: Inzwischen funktioniert das abtrennen der Box noch viel einfacher … siehe: Projekt – Box abtrennen, ohne schwer zu schleppen!
Der Stall hat natürlich Licht und somit ist auch ein arbeiten in der dunklen Jahreszeit problemlos möglich. In den Balken der Holzdecke finden sich inwischen schon 3 Schwalbennester. Sie wissen die wettergeschützte und ruhige Lage durchaus zu schätzen.
Die Nutzungsdauer durch die Pferde liegt im Vergleich zu den Herstellungskosten (wir haben neu gebaut) natürlich in keinem guten Verhältnis. Meist ist der Stall leer. Aber genau so war es ja auch gedacht! Im Sommer schlafen die Pferde überwiegend draußen. Im Winter sind sie recht oft im Stall und ruhen sich aus oder legen sich hin. Deshalb braucht man normalerweise nichts superaufwändiges zu bauen. Licht, Luft und kurze Wege sind wichtig. Dazu eine Einstreu, die wenig Arbeit macht und auf die sich die Pferde gern ablegen. Das ist eigentlich schon alles. Viel mehr lohnt es sich, in den Außenbereich und die Wege des Paddock Trails zu investieren.
Euer Offenstall ist wirklich extrem schön 🙂
Eine Freundin von mir hat mir eure Website vorgeschlagen, da ich gerade selber einen Offenstall für meine fünf Pferde baue, da mein Ex-Stallbesitzer meinte er müsse die Preise noch mal um 50€ pro Box erhöhen, obwohl sie schon vorher teuer waren… 🙁
Für mich ein Preisanstieg von 250€, und da ich kein Goldesel bin, unbezahlbar 🙁
Als sie mir eure Website vorgeschlagen hat, dachte ich zuerst ihr hättet auch so eine schiefe, halb verfallene Holzhütte, mit Gitterboden (man glaubt es kaum, aber solche wurden mir schon einige gezeigt…). Aber eurer (oder deiner, bin mir nicht ganz sicher ;)) ist wirklich extrem schön 🙂
Eure Pferde auch, vor allem der hübsche Spanier 😉
Wenn es nicht zu viele Umstände macht, wollte ich fragen, ob du mir die Masse des Stalls sagen könntest, um mich ein bisschen zu richten 🙂
Viel Glück und Freude noch mit eurem Schaffenswerk 🙂 LG Vali
Hi Vali,
vielen Dank für Dein Lob!
Ja, die einfachen Offenställe kenne ich auch. Man muss hier wahrscheinlich aber unterscheiden, ob es die Betreiber schlicht nicht besser wollen, oder es nicht können. Ehrlicherweise muss ich ganz klar sagen, dass sich ein Stall wie unserer nur unter günstigen finanziellen Voraussetzungen umsetzen lässt. Als alleinerziehende Mama mit Teilzeitjob und Mietwohnung geht das in der Art einfach nicht. Hier kann man für seine Tiere nur die Wahl zwischen Box oder möglicherweise gelegentlich nasser Wiese bieten.
Dem Pferd ist es sicherlich egal, ob der Stall aus Stein ist, oder nur eine windschiefe Hütte. Sie verbringen die meiste Zeit eh immer draußen.
Aber um mal auf Deine Frage zu kommen… Das Stallgebäude ist außen 8 x 16m groß. Davon ist allerdings der größte Teil für das Heu reserviert. Die drei Tiere haben für sich nur ca. 7,5 x 4,5m plus Schleppdach in etwa der gleichen Größe. Das scheint auch zu reichen. Sie stehen nur bei extremen Mistwetter oder im Sommer in der Mittagszeit oben am oder im Stall.
Aus heutiger Sicht würde ich die Priorität für einen Offenstall so legen: Länge der Laufwege, Bodenbefestigung, Futterplätze, Stallgebäude, Beleuchtung, Optik …
Wenn man einen ungünstigen Boden hat, so wie wir, dann frisst die Bodenbefestigung schon einiges. Das ist aber einer der wichtigsten Punkte. Ein guter Boden läuft sich für die Pferde angenehm, bleibt sauber – lässt sich gut sauber halten, trägt zur Hygiene bei und fördert Hufwachstum und -abrieb.
Nochmal zu den Maßen für den Stall … ich denke, man sollte mit irgendwas um die 12 – 15m² pro Pferd rechnen. So findet jedes seinen Liegeplatz, auch wenn sich 2 Tiere mal nicht so riechen können.
Dann viele Grüße und viel Erfolg beim Bau – Jörg 🙂